Fosun erwirbt Mehrheit an Hauck & Aufhäuser

Fosun International übernimmt 80% der Anteile an der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Damit kontrolliert erstmals ein Investor aus China die Mehrheit an einer deutschen Bank. Bisher war Hauck & Aufhäuser größtenteils in Besitz von Unternehmern und reichen Familien. Vertreten durch den Aktionärsausschuss haben die Mehrheitseigner das Kaufgebot akzeptiert. Dem Einstieg der Private Equity-Gesellschaft müssen noch die BaFin und andere Behörden zustimmen. Der Aktionärsausschuss unter dem Vorsitz des ehemaligen BayWa-Chefs Wolfgang Deml hat auch den Eignern der restlichen 20% Anteile die Annahme der Offerte empfohlen. In diesem Fall würde Fosun bis zu 210 Mio. EUR für die vollständige Übernahme bezahlen.

Laut dem Vorstandsvorsitzenden Guo Guangcheng, verschafft die Mehrheitsbeteiligung Fosun einen besseren Zugang zu den wichtigsten Märkten in Europa. Nach Äußerungen von Deml verspricht sich Hauck & Aufhäußer von dem Einstieg Vorteile durch das globale Netzwerk der Private Equity-Gesellschaft, die sich positiv auf die Entwicklung der Kundenbasis auswirken sollten.

Hauck & Aufhäuser Privatbankiers blickt auf eine 219 Jahre Geschichte zurück. Die Bank beschäftigt über 500 Mitarbeiter und hat in den vergangenen Jahren ihr Eigenkapitalbasis stark erhöht. Die Kerngeschäftsfelder sind die Vermögensberatung für Unternehmer und wohlhabende Privatkunden, das Asset Management für institutionelle Investoren sowie die Zusammenarbeit mit unabhängigen Vermögensverwaltern. Die Privatbank hat bisher 75 Eigentümer. Neben der Gründerfamilie Hauck zählt eine Reihe von Unternehmerfamilien wie Asbeck (Solarworld), Mast (Jägermeister), Heraeus und Riegel (Haribo) dazu. Bis 2013 war auch der Golfstaat Kuweit an der Bank beteiligt, nach dem Ausstieg gingen seine Anteile gingen an die übrigen Eigentümer.

Fosun hat schon früher den Einstieg in den deutschen Finanzdienstleistungssektor gewagt und sich 2014 mit 19,2% an der BHF-Bank beteiligt. Der Anteil reichte allerdings nicht, um auf die Geschäftspolitik der Privatbank entscheidend einzuwirken. Erst kürzlich versuchte die Beteiligungsgesellschaft den Abgang des Vorstandschef Björn Robens erfolglos zu verhindern und hatte sich dabei aber mit den anderen BHF-Aktionären überworfen.

Mit der Übernahme von Hauck & Aufhäuser wird Fosun innerhalb weniger Tage bereits zum zweiten Mal in Deutschland aktiv. Erst Ende Juni war die chinesische Beteiligungsgesellschaft bei dem Landwirtschaftskonzern KTG Agrar mit einem Anteil von rund 9% für geschätzte 9 Mio. EUR eingestiegen. Darüber hinaus boten die Chinesen beim vor Kurzem abgesagten Verkauf des Münchener Modeunternehmens Willy Bogner. In der deutschen Bekleidungsbranche ist Fosun bereits mit einem Anteil von über 23% an Tom Tailor vertreten.

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