Chinesische Investitionen – eine Kontroverse

Im Blick Pekings: Deutschland ist als Investitionsziel für China besonders spannend. Bildquelle: Fotolia; © beugdesign

Deutschland ist ein attraktives Ziel für Direktinvestitionen aus China. Marktzugang, qualifizierte Arbeitskräfte, hochspezialisierte Technologien und das Qualitätsversprechen „Made in Germany“ locken die Unternehmen aus der Volksrepublik. Als hochentwickeltes Land, das über zukunftsträchtige Schlüsseltechnologien verfügt, steht Deutschland besonders im Fokus der Planer und Entscheider in Peking. Nach Übernahmen berichten viele deutsche Unternehmen durchaus positiv über die Investoren aus China. Doch wie sehen die Konsequenzen für die gesamte Wirtschaft des Landes aus? Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung zieht eine Zwischenbilanz.

Chinesische Direktinvestitionen sorgen dafür, dass sich Deutschland und China weiter wirtschaftlich verflechten, bringen frisches Kapital ins Land, schaffen und erhalten Arbeitsplätze. Zudem kann ein chinesischer Investor aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll sein. „Viele deutsche Unternehmen, die in den letzten Jahren in chinesischen Besitz gewechselt sind, haben gute Erfahrungen mit ihren neuen Eigentümern gemacht. Dazu zählen ein langfristiges Bekenntnis zum Standort, Beschäftigungsgarantien und ein verbesserter Zugang zum chinesischen Markt“, erläutert Cora Jungbluth, Wirtschaftsexpertin der Bertelsmann Stiftung und Studienautorin.

Doch es gibt auch Kritikpunkte: Da ist zunächst die Unsicherheit über den staatlichen Einfluss. Die Eigentumsstrukturen chinesischer Unternehmen sind häufig intransparent. Hinzu kommt in China eine Vielzahl informeller Verflechtungen zwischen Staat und Wirtschaft. Auch chinesische Privatunternehmen können daher nicht vorbehaltlos als Wirtschaftsakteure gelten, die ausschließlich ökonomische Motive verfolgen. Die gilt erst recht für Staatsunternehmen, die direkt der Kontrolle der Zentralregierung unterliegen.

Nach Ansicht der Studienautorin begegnen sich Deutschland und China auch nicht auf Augenhöhe: Die Bundesrepublik bietet chinesischen Investoren freien Marktzugang und hat keinen generellen Schutzmechanismus für deutsche Schlüsseltechnologien. Peking hingegen schützt strategische Industrien bewusst vor ausländischem Zugriff. „Chinesische Unternehmen genießen hierzulande weitgehende Bewegungsfreiheit. Bei deutschen Unternehmen in China ist das nicht der Fall“, so Cora Jungbluth. Den Schlüssel zur Lösung dieses Dilemmas sieht Jungbluth darin, einen Weg zwischen bedenkenlosem Ausverkauf deutscher beziehungsweise europäischer Interessen und protektionistischem Aktionismus zu finden. Hier haben die Deutschland die EU noch einen langen Weg vor sich.

Die komplette Studie (Deutsch) kann hier heruntergeladen werden.

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