Annahmeschwelle bei Grammer-Angebot erreicht

Erfolgreiche Offerte: Jifeng erwirbt rund 46% am Amberger Zulieferer Grammer. 交易成功:继峰购得德国汽车内饰供应商格拉默近46%股份。Bild: Grammer AG

Ningbo Jifeng hat die jüngst herabgesetzte Annahmeschwelle seines öffentlichen Übernahmeangebots für Grammer deutlich übertroffen. Bis einen Tag vor Ablauf des Angebots am 6. August um 24:00 Uhr wurden rund 20% der Anteile von den Grammer-Aktionären zum Umtausch eingereicht. Da Jifeng bereits 25,5% an dem Amberger Automobilzulieferer hält, verfügt das ostchinesische Privatunternehmen nunmehr über knapp 45,6% der Aktien. Damit wurde das Mindestziel von 36% deutlich übertroffen. Dennoch dürfte die Käuferfamilie Wang, die hinter Jifeng steht, nicht vollkommen zufrieden sein. Ursprünglich hatte man eine Mehrheitsübernahme angestrebt.

Bei der Bekanntgabe des Angebots Ende Juni hatte die Familie Wang noch eine Mindestannahmequote von 50% plus einer Aktie festgelegt. Wenige Tage vor Ablauf der Offerte am 23. Juli senkte dann Jifeng die Schwelle auf 36%. Gleichzeitig wurde die Frist um zwei Wochen verlängert. Die Ursache für die zunächst lauwarme Reaktion der Grammer-Aktionäre dürfte der Preis gewesen sein: Die gebotenen 60 EUR pro Anteilsschein lagen um einiges unter den Höchstkursen in den Wochen vor der Bekanntmachung des öffentlichen Übernahmeangebots. Anfang Juni hatte der Kurs ein Allzeithoch von 68,45 EUR erreicht. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass Jifeng eine Offerte vorlegen würde. Offensichtlich spekulierten viele Aktionäre auf einen höheren Preis oder erwarteten ein Gegenangebot durch einen anderen Investor. Anlass dafür gab es: Die bosnische Investorenfamilie Hastor kritisierte den Angebotspreis als zu niedrig und gab gleichzeitig einen Wert von bis zu 100 EUR pro Anteilsschein als angemessen an. Doch legten die Bosnier selbst keine eigene Offerte vor.

Jifeng war Anfang 2017 dem bayerischen Zulieferer beigesprungen, um einen Kontrollversuch der Hastors abzuwehren. Damit hatte erstmals ein chinesischer Investor die Rolle eines Weißen Ritters gegenüber einem deutschen Unternehmen eingenommen. Das nun abgelaufene öffentliche Übernahmeangebot wurde durch den Grammer-Vorstand ausdrücklich unterstützt. Die an der Börse Shanghai notierte Gesellschaft hatte zuvor in  einer Investorenvereinbarung weitreichende Standort- und Arbeitsplatzgarantien abgegeben.

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