ChemChina und AGIC übernehmen KraussMaffei

Deutsch-chinesische Geschäftswelt: Nicht immer ist es einfach, den richtigen Partner zu finden. 德中商业合作:找到一个合适的合作伙伴,并不是件容易的事。Bildquelle: Fotolia; © meshmerize

Ende letzter Woche gab es bereits erste Hinweise. Jetzt bestätigt Onex den Verkauf der KraussMaffei Group an chinesische Investoren. Ein Konsortium aus dem Staatskonzern ChemChina, der Private Equity-Gesellschaft AGIC und dem Staatsfonds Guoxin International Investment übernimmt den Münchener Hersteller von Spritzgussmaschinen. Mit einem Wert von 925 Mio EUR stellt die Transaktion einen neuen Rekord in Deutschland auf. Die Transaktion soll bis zur Jahresmitte abgeschlossen sein und steht noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen.

Die Übernahme durch das Konsortium ist die bis dato höchste chinesische Investition in ein deutsches Traditionsunternehmen. Der größte Deal war bislang die 738 Mio. EUR große Beteiligung von Weichai Power beim Gabelstapler-Hersteller Kion im Jahr 2012, gefolgt von der Übernahme des Computerherstellers Medion durch Lenovo für 629 Mio. EUR ein Jahr davor.

Die kanadische Beteiligungsgesellschaft Onex kaufte 2012 die KraussMaffei Group GmbH für 568 Mio. EUR auf. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte ChemChina Interesse an dem Münchener Unternehmen gezeigt. ChemChina war in den letzten Wochen und Monaten immer wieder in den Schlagzeilen, seit der Staatskonzern versucht, den Schweizer Agrarkonzern Syngenta zu übernehmen. Bereits im März vergangenen Jahres hatte ChemChina in Europa für Furore gesorgt, als die Pekinger die Übernahme des italienischen Reifenherstellers Pirelli für über 7 Mrd. EUR ankündigten. Das Staatsunternehmen ChemChina wurde 2004 in Beijing gegründet und ist weltweit in 140 Ländern aktiv. 2014 erzielte der Konzern einen Gewinn von 244 Mrd. RMB (36 Mrd. EUR).

AGIC ist auf Investitionen in deutsche Technologieführer aus dem Bereich Industrie 4.0. spezialisiert. Ein Geschäftsfeld von KraussMaffei entspricht genau diesem Fokus: Das Münchener Unternehmen treibt die Umsetzung der vernetzten Produktion unter der Bezeichnung „Plastics 4.0“ voran. AGIC (Asia-Germany Industrial Promotion Capital) wurde erst letztes Jahr gegründet. Die Private Equity Gesellschaft geht auf die Initiative von Henry Cai zurück, der bis Ende 2014 für den Investment Banking-Bereich der Deutschen Bank im Raum Asien Pazifik verantwortlich zeichnete. Der Fonds von AGIC strebt ein Volumen von 1 Mrd. USD an. Im Oktober verkündete Cai bereits das First Closing bei 650 Mio. USD. Der KraussMaffei-Deal ist das erste Investment des Fonds.

KraussMaffei wurde 1839 unter dem Namen Eisenwerk Hirschau gegründet und stellte zunächst Lokomotiven her. Später wurde das Unternehmen als Produzent von Panzern bekannt. Die Rüstungssparte ist aber inzwischen selbständig und in Krauss-Maffei Wegmann (KMW) aufgegangen. Die Produktion von Spritzgießtechnik für Gummi und Plastik wurde 1989 unter dem Namen KraussMaffei Group an Mannesmann verkauft. Nach der Aufspaltung des Düsseldorfer Konzerns gingen die Münchener zunächst an Siemens. 2002 stieg der Finanzinvestor KKR ein, der das Unternehmen später wiederum an den Rivalen Madison verkaufte, bevor schließlich Onex auf den Plan trat. 2014 verzeichnete die KraussMaffei Group einen Umsatz von 1,1 Mrd. EUR. Aktuell beschäftigt das Unternehmen weltweit rund 4.500 Mitarbeiter, davon 2.800 in Deutschland.

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