Günstige Gelegenheit genutzt

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 2/2015

Immer mehr deutsche Unternehmen übernehmen bei Joint Ventures in China die Anteile ihrer Partner. Oftmals wünschen sich die Investoren mehr Handlungsfreiheit oder wollen bei den Kosten sparen. Zudem sinkt die Zahl der Branchen weiter, für die noch eine Pflicht zur Zusammenarbeit besteht. Jüngste Beispiele für eine vollständige Übernahme sind der Autozulieferer Grammer und der Oberflächenspezialist Chemetall.

In den 1990er Jahren waren nach Angaben der Wirtschaftsberatung Deloitte noch 90% der ausländischen Investoren in China von Joint Ventures abhängig. Doch seit Jahren ist diese Zahl rückläufig. „Mit der Überarbeitung des Investitionskatalogs von 2004 wurde für viele Industriezweige die Joint-Venture-Pflicht aufgehoben“, erklärt Andreas Feege, Partner und Leiter der China Practice bei KPMG Deutschland. Heute laufen nur noch weniger als 10% der deutschen Investitionen über Gemeinschaftsunternehmen. Dass die Partner ihre Zusammenarbeit ausdehnen – wie vor Kurzem bei Daimler und der Beijing Automotive Group (BAIC) – ist eher die Ausnahme. Der Trend geht dahin, dass deutsche Unternehmen entweder ihre Partner ausbezahlen oder ein Joint Venture ganz auflösen wollen.

Wichtiger Auslandsmarkt für Grammer

Ein aktueller Fall ist die Grammer AG. Mit mehr als einer Million neuer Fahrzeuge pro Jahr ist China weltweit der größte Markt für schwere Lkw. Mit speziellen Autositzen will der Konzern aus dem oberfränkischen Amberg in diesem weiter wachsenden Markt erfolgreich sein. Zusammen mit dem Partner Jiangsu Yuhua wurden deshalb seit 2013 gefederte Lkw-Sitze in China produziert. „Durch diese Zusammenarbeit war ein schneller und dauerhafter Eintritt in den weltgrößten Markt für Nutzfahrzeuge möglich“, sagt Hartmut Müller, Vorstandsvorsitzender der Grammer AG. Das Gemeinschaftsunternehmen war dabei ein wichtiger Meilenstein in der Umsetzung der globalen Wachstumsstrategie. Beide Partner konnten in Grammer Seating ihre jeweiligen Stärken und Erfahrungen einbringen. So stellte Jiangsu Yuhua eine neue Produktionsstätte zur Verfügung und brachte sein bestehendes Lkw-Sitzgeschäft und den Kundenstamm ein. „Wir konnten marktspezifische Sitztypen vor Ort produzieren und an namhafte lokale und internationale Kunden vertreiben“, beschreibt Müller die Joint-Venture-Vorteile.

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