Joyou – die etwas andere China-Story

Joyou: Wasser sparen für die Zukunft. / 节水的未来。

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 2013

Zu den zahlreichen chinesischen Unternehmen, die in den letzten Jahren aufs Frankfurter Börsenparkett strebten, gehört Joyou. Das Sanitärunternehmen nahm jedoch eine andere Entwicklung als die anderen chinesischen Emittenten in Frankfurt – Grohe erwarb die Mehrheit an Joyou.

Als das chinesische Sanitärunternehmen Joyou im März 2010 den Weg an die Frankfurter Börse nahm, gab es eine große Euphorie für China-Werte in Deutschland. Anleger erhofften sich, von den hohen Wachstumsraten des riesigen chinesischen Marktes zu profitieren. So gab es gerade bei Konsumwerten viele spannende Equity Storys. Die chinesischen Unternehmen bekamen dafür im Gegenzug frisches Wachstumskapital, viel wichtiger aber noch: ein „Gütesiegel“ der Börsennotierung außerhalb des Heimatmarktes – „Listed in Germany“ galt in den Augen der chinesischen Emittenten fast so viel wie „Made in Germany“ .

Führend im Badezimmer

Eines dieser in Deutschland gelisteten Unternehmen ist die ursprünglich 1988 gegründete Joyou AG. Das Unternehmen ist einer der führenden Anbieter von Komplettlösungen für Badezimmer und beflügelte so die Phantasie aufgrund der hohen Bau- und Ausrüstungsinvestitionen. Zum Börsengang wurden bereits mehr als 170 Mio. EUR umgesetzt und gut 2.500 Mitarbeiter beschäftigt. Mit mehr als 2.500 Outlets zählte Joyou zu den führenden chinesischen Markenherstellern.

Zum IPO war Joyou bei einem Platzierungspreis von 13 EUR je Aktie und einer mehr als zweifachen Überzeichnung mit einem Emissionsvolumen von rund 105 Mio. EUR annähernd der größte Börsengang seiner Art. Bereits im Vorfeld des IPOs hatte sich die Private-Equity-finanzierte Grohe-Gruppe mit gut 10% an Joyou beteiligt. Das Börsendebut war wie bei zahlreichen anderen China-Werten fulminant. Doch der Euphorie folgte eine Ernüchterung der Anleger, getrieben von mangelnder Transparenz und enttäuschten Erwartungen. Diesem Sog konnte sich auch Joyou trotz hoher Transparenzstandards und aktiver Kommunikation nicht entziehen. Seither fristen die meist niedrig kapitalisierten chinesischen Aktien nur noch ein Schattendasein.

Übernahmeangebot folgt auf Börsengang

Die Joyou-Story nahm einen anderen Weg. Nicht einmal zwölf Monate nach dem Börsengang unterbreitete Grohe den Aktionären ein Übernahmeangebot zu einem Angebotspreis von 13,50 EUR. Mit dem Angebot wollte Grohe seinen Anteil ausbauen, um Zugriff auf den Joyou-Vertrieb in Asien zu erhalten und am Wachstum des chinesischen Sanitärmarktes und dem steigenden Markenbewusstsein der kaufkräftigen Mittelschicht zu partizipieren.

Für Joyou war operativ im Gegenzug vor allem der Zugang zur deutschen Technologie und zum Know-how im Bereich Qualität und Design interessant. Hinzu kamen mögliche Synergiepotenziale im gemeinsamen Einkauf von Komponenten. Die Gründerfamilie Cai, Mehrheitsaktionär der Joyou, untermauerte dies durch die Vereinbarung einer langfristigen Partnerschaft mit der Grohe Holding und die Einbringung eines wesentlichen Teils ihrer Aktien in eine gemeinsame Holding-Gesellschaft. So wurde die Grohe Gruppe nach Abschluss des Übernahmeangebots mit gut 57,2% stärkster Shareholder der Joyou AG.

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