„Nur Fokus führt zu Weltklasse“

Hidden Champions in China: Prof. Dr. Dr. Hermann Simon und LIU Dianxun. Leiter der CIPA, im Gespräch in Foshan. “隐形冠军”在中国: 赫尔曼∙西蒙教授和中国投资促进事务局局长刘殿勋在佛山进行会谈

Hidden Champions sind derzeit in China ein heißes Thema. Die Innovationskraft und Effizienz der mittelständischen Weltmarktführer aus Deutschland sind zum offiziellen Vorbild für die Transformation der herstellenden Industrie des Riesenreichs geworden. Als Leiter einer Delegation der China Investment Promotion Agency stellte Prof. Dr. Dr. Hermann Simon auf dem „Deutsch-chinesischen Investment- und M&A-Forum 2017“ im kantonesischen Foshan die Geheimnisse der Hidden Champions vor.

Im Perlflussdelta befindet sich die Werkbank Chinas. Guangdong kann sich an Exportkraft mit den stärksten Nationen der Welt messen. Im direkten Vergleich mit den  Ländern mit dem höchsten Ausfuhrvolumen landet die südchinesische Provinz auf Platz acht.  Ein Viertel des chinesischen Exportwerts wird in Guangdong geschaffen. Doch um die nächste Stufe der wirtschaftlichen Entwicklung zu erreichen, muss den Unternehmen dieser Region die Metamorphose von Auftragsproduzenten zu Innovations- und Weltmarktführern gelingen. Mit dem Segen des Staates sollen durch Kooperationen mit, Beteiligungen an, und Übernahmen von deutschen Mittelständlern die örtlichen Anbieter fit für die Zukunft gemacht werden.

Erfolgsgeheimnisse

Welche Bedeutung die mittelständischen Unternehmen für eine Volkswirtschaft haben können erläuterte Professor Simon, auf der Veranstaltung am 6. November im gewaltigen Sino-European Service Center in Foshan. Dort steht er unter dem Motto „Hidden-Champions-Investmentreise“ einer Delegation mit mehr als 30 M&A-Experten und Unternehmern aus Deutschland vor. Simon selbst prägte vor mehr als 20 Jahren den Begriff Hidden Champions. Er beschreibt damit Mittelständler mit einem Umsatz von bis zu 5 Mrd. EUR, die ihrem Segment zu den Weltmarktführern zählen. Zumeist sind dies Familienunternehmen und nicht börsennotierte Gesellschaften – von der breiten Öffentlichkeit werden sie häufig kaum wahrgenommen. Ihr Erfolgsgeheimnis besteht darin, dass sie über eine starke Führung – oft durch den Inhaber selbst – verfügen, die ambitionierte Ziele setzt, hochinnovativ und auf die globalen Märkte ausgerichtet sind, gleichzeitig aber nahe am Kunden sind. Vor allem aber sind sie in ihrem Segment mit ihren Produkten hochspezialisiert. „Nur Fokus führt zu Weltklasse“, resümiert Simon.

Export-Champions

Für Deutschland sind die Hidden Champions immens wichtig: Zwei Drittel der deutschen Exporte stammen von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Überraschenderweise gibt es in China eine Parallele hierzu: 68% der chinesischen Unternehmen beschäftigen weniger als 2.000 Mitarbeiter. In Foshan ist diese Struktur besonders ausgeprägt. Dort dominiert das Privatunternehmertum. 90% der Unternehmen sind Mittelständler.

China blickt auf deutschen Mittelstand

Für die wirtschaftliche Modernisierung  Chinas ist es eine Kernfrage, ob das Land eigene mittelständische Weltmarktführer vergleichbar den Hidden Champions in Deutschland entwickeln kann. Dazu möchte man die Zusammenarbeit mit Deutschland intensivieren und die Investitionsströme in beide Richtungen ausbauen. Das betonte LIU Dianxun, Leiter der China Investment Promotion Agency (CIPA). Die CIPA will sich dabei besonders auf die Förderung einzelner Regionen in China konzentrieren. Er betonte die Entschlossenheit der politischen Führung in Peking, an der Öffnungspolitik festhalten zu wollen. Auch sollen alle Unternehmen, die in China registriert sind – gleich ob chinesische oder ausländische –, gleich behandelt werden. Die Outbound-Investments sollen fortgesetzt werden. Cross-border-M&A sind laut LIU daher ein essentieller  Baustein.

Erfolgsbeispiele

Beispiele erfolgreicher Deals liefert das von Simon & Kucher herausgegebene Buch „Enterprise Value Enhancement“, das auf dem Forum vorgestellt wurde. In der Publikation, die den Auftakt zu einer Reihe von Studien über chinesische Investitionen in Deutschland darstellt, werden drei Beispiele von Übernahmen deutscher Unternehmen durch chinesische Käufer untersucht. In zwei Fällen bedeutete der Übergang in chinesische Hände die Rettung: Der insolvente Feuerwehrausrüster Ziegler wurde von dem südchinesischen Containerhersteller CIMC gerettet. Der Kauf von Dürrkopp Adler durch die Shanggong Group vor zwölf Jahren war für beide notleidende Nähmaschinenhersteller der entscheidende Schritt zurück auf den Wachstumspfad. Die Akquisition des Autozulieferers Preh durch Joyson ermöglichte dem deutschen Autozulieferer eine Umsatzvervielfachung innerhalb von wenigen Jahren. Für das bis dahin wenig bekannte Privatunternehmen aus Ningbo begann damit erst die Erfolgsstory: Nach einer Serie von Übernahmen in Deutschland, Österreich und den USA zählt Joyson mittlerweile zu den Top 100 unter den Autozulieferern weltweit.

 

 

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