One Belt, One Road macht Halt in München

Erfahrungsaustausch zu Übernahmen: Sandra Freimuth von Hauck & Aufhäuser, LIU Qiang von Fosun, Moderator Bernhard Bartsch von der Bertelsmann Stiftung, sowie Martin Laudenbach von Solvay Asia Pacific und DENG Haijun von Sany (v.l.n.r.) im Gespräch.

Mit der CEIBS hatte eine der renommiertesten Hochschulen in China zu ihrem dritten Europaforum eingeladen. Zahlreiche renommierte und prominente Experten versammelten sich am 13. September zu Vorträgen und Diskussionen in München. Im Fokus stand mit der One-Belt-one-Road-Initiative das ambitionierteste und umfangreichste Infrastrukturprojekt der Welt. Zudem berichteten Vertreter von Sany und Fosun auch über ihre individuellen Erfahrungen bei Übernahmen in Deutschland.

Die Leitlinien des Großprojekts One Belt, one Road umriss zunächst Professor DING Yuan: 2013 von Staatspräsident XI Jinping initiiert, verbindet die Initiative mit neuen Straßen- und Schienennetzen sowie Hafenprojekten über 100 Länder in Asien, Europa und Afrika. Mehr als 20% des Welthandels werden davon erfasst. Kritik von westlichen Medien kontert er mit dem Argument, dass die langfristigen Vorteile – wie bei vielen großen Entwicklungsprojekten – erst im Nachhinein deutlich würden. Ding, der als erster Professor für Finanzwissenschaften 2011 einen eigenen Hedge Fonds initiierte, ist Vizepräsident der China Europe International Business School (CEIBS). Die CEIBS wurde 1994 gemeinsam von der chinesischen Regierung und der Europäischen Union gegründet. Mittlerweile hat sich die Wirtschaftshochschule einen weltweit ein ausgezeichnetes Renommee erarbeitet. Das MBA-Programm genießt seit Jahren in Asien und weltweit ein Top-Ranking.

Ein Thema zog sich wie ein roter Faden durch die Vorträge und Diskussionen: der neue Protektionismus. Während der ehemalige italienische Ministerpräsident Romano Prodi die Wichtigkeit der Reziprozität und gleicher Bedingungen für Investoren aus beiden Ländern betonte, warnte Dr. JIANG Jianqing, Chairman des Sino-CEE Fund, die Gefahren eines einseitigen Protektionismus. Hier würden Handelsbeziehungen als ein Nullsummenspiel gesehen und dennoch am Ende alle Beteiligten als Verlierer dastehen. DUAN Wei, Geschäftsführer der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) kritisierte scharf die von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker just am Tag der Veranstaltung angekündigte härtere Gangart bei Investitionen und Übernahmen durch außereuropäische Käufer.

Welche Vorteile chinesische Akquisitionen und Beteiligungen in Deutschland für beide Seiten haben können wurde in einem Panel mit Unternehmensvertretern deutlich. Neben Vertretern von Fosun, Hauck & Aufhäuser und Solvay Asia Pacific nahm mit DENG Haijun auch der Geschäftsführer von Sany Europe an der Diskussion teil Er verdeutlichte, wie die Übernahme des Betonpumpenherstellers Putzmeister die Perspektiven sowohl für den Käufer als auch für das Target mit einem Schlag änderte: Sany erhielt erstmals Zugang zum internationalen Markt und Top-Kunden in Europa. Auf der anderen Seite sah sich der Konzern zu einer Umstrukturierung gezwungen und konzentrierte sein gesamtes Betonpumpengeschäft einschließlich Forschung und Entwicklung bei Putzmeister. Positive Folge für das Target: Der Umsatz von Putzmeister stieg von 575 Mio. EUR vor der Übernahme vor fünf Jahren auf 716 Mio. EUR im vergangenen Jahr.