Targets differenzierter, Investoren vielfältiger

Angeregte Diskussion (v.l.n.r.) : Dr. Michael Krömker (Luther Rechtsanwälte), Dr. Lü Haiying (CIIPAG), Christina Omozokpia und Markus Rieger (GoingPublic Media), Li Qin und Axel Rose (BankM) sowie Tang Zheng (CIIPAG) im Gespräch. 热烈的讨论(从左至右):Michael Krömker博士(Luther律师事务所),吕海英博士(中国国际投资促进中心),GoingPublic Media AG的Christina Omozokpia和Markus Rieger,BankM的李沁和Axel Rose以及汤拯(中国国际投资促进中心)在讨论中。

Chinas Cross-border M&A-Aktivitäten werden immer differenzierter und komplexer. Statt auf Quantität setzen mehr und mehr Investoren aus dem Reich der Mitte auf Qualität. Auch bei den Käufern selbst zeigt sich eine neue Vielfalt. Co-Investments sind im Kommen. Nachholbedarf indes gibt es immer noch bei der Professionalisierung des M&A-Prozesses. Zu diesen Ergebnissen kamen die Teilnehmer des ersten Hintergrundgesprächs der Plattform M&A China/Deutschland.

M&A China / Deutschland hatte Partner der Plattform nach Frankfurt geladen. In exklusiver Runde diskutierten die Vertreter von BankM, China International Investment Promotion Agency Germany (CIIPAG) und Luther Rechtsanwälte über die aktuelle Entwicklung der chinesischen Outbound-Investments in Deutschland. Wichtiger noch warfen sie einen Blick auf die Trends der kommenden Monate.

Neue Branchen im Fokus

Im vergangenen Jahr zeigte sich eine deutliche Differenzierung bei den Branchen, in die chinesische Unternehmen in Deutschland bevorzugt investieren. Neben den klassischen deutschen Vorzeigebranchen Maschinenbau und Automotive finden Käufer aus China auch an Anbieten aus dem Konsumsektor oder dem Gesundheits- und Life Science-Bereich immer mehr Gefallen. Seit einigen Monaten rücken auch deutsche Umwelttechnikspezialisten in den Fokus. Nach Ansicht von Dr. Michael Krömker, Partner bei Luther Rechtsanwälte, ist dies auch eine Folge des Strukturwandels in China. Das Land möchte nicht mehr die Werkbank der Welt sein, sondern zu Qualitätswachstum im Hightech-Bereich kommen. Ähnlich sieht das der stellvertretende Direktor der CIIPAG, TANG Zheng. Seiner Ansicht nach zwingt die „neue Normalität“ die chinesischen Anbieter zu einem Technologie-Upgrade – entweder durch eigenes F&E  oder durch Zukäufe. Tatsächlich sei nur eine relativ kleine Zahl von Konzernen wie beispielsweise Huawei zu umfassenden Eigenentwicklungen in der Lage. Die meisten Unternehmen müssten durch Übernahmen und Beteiligungen ihr Produktportfolio optimieren.

Fortgesetzte Differenzierung

Auch für die Zukunft erwarten die Experten eine Fortsetzung dieses Trends. Aufgrund der Bedeutung der Branchen in Deutschland und in China werden Akquisitionen von deutschen Targets aus Maschinenbau und Automotive aber weiterhin einen großen Anteil an der Gesamtzahl der Transaktionen ausmachen. Hightech werde aber eine immer größere Rolle spielen, meint Axel Rose von der BankM. Investoren aus China nehmen verstärkt Anbieter im Bereich Robotik und Automatisierung, Software, aber auch Umwelttechnik ins Visier. Doch die Deutschen sind längst nicht mehr in allen Belangen der Lehrmeister.  So macht Roses Kollegin von der BankM, LI Qin, die Beobachtung, dass in manchen Bereichen des Maschinenbaus chinesische Anbieter schon führend sind. Bei Werksbesichtigungen in Deutschland stellt sich zuweilen zur Überraschung aller Beteiligten heraus, dass das potenzielle Target dem chinesischen Käufer keine attraktiven Technologien bieten kann.

Co-Investments im Kommen

Nicht nur wächst die Anzahl der Outbound-Deals rasant, chinesische Unternehmen drücken auch bei der Umsetzung deutlich aufs Tempo. Dabei würden Co-Investments von privaten oder staatlichen Unternehmen mit Private Equity Investoren und Staatsfonds immer beliebter, wie Rose feststellt. Krömker betont in diesem Zusammenhang die Rolle der Genehmigungsverfahren. Zwar gab es hier in den letzten Jahren deutliche Vereinfachungen. Doch mit offizieller Unterstützung  – entweder durch das Co-Investment eines Staatsfonds oder durch die Hilfe einer Lokalregierung – seien M&A-Transaktionen doch deutlich leichter umzusetzen.

Professionalisierung tut not

Auch wenn es immer mehr erfolgreiche Serieninvestoren in Deutschland und Europa gibt, so ist doch die zuweilen kritisierte mangelnde Professionalität chinesischer Käufer nach wie vor ein offener Punkt. Wie Dr. LÜ Haiying von der CIIPAG feststellt, kommt es vor, dass chinesische Investoren nach einem beliebigen Target im Ausland suchen, nur um die Investment-Story für Aktienkäufer an ihrer Heimatbörse in Shanghai oder Shenzhen aufzuhübschen. Als weiteren Kritikpunkt sahen die Teilnehmer der Gesprächsrunde das schwierige Verhältnis chinesischer Investoren zu Beratern. Die Käufer aus der Volksrepublik zeigen häufig wenig Wertschätzung für die Arbeit der M&A-Experten. Ein Grund hierfür liegt laut Li in der Konkurrenz der M&A-Berater in China untereinander. Der Wettbewerb sei so hart, dass die Berater weit in Vorleistung gehen, um einen Mandanten zu gewinnen. Retainer sind demnach unüblich. Dies führe dazu, dass chinesische Unternehmen auch bei Outbound-Investments unrealistische Erwartungen an die Berater haben. Hier gibt es für deutsche und europäische M&A Experten noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

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