„Ohne Vertrauenspersonen wird es sehr schwierig“

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 01/2014

In letzter Minute rettete Astronergy, eine 100%ige Tochter der chinesischen Chint Gruppe , den insolventen Solaranbieter Conergy vor dem Aus. Thomas Volz, Geschäftsführer der neu gegründeten Astronergy Solarmodul GmbH, erläutert Herausforderungen und Perspektiven.  

Unternehmeredition: Herr Volz, als langjähriger Geschäftspartner der Chint Gruppe, die auch eine Beteiligung an Ihrem Familienunternehmen Solmotion hält, wurden Sie von der Chint-Tochter Astronergy mit den Verhandlungen zur Übernahme der Conergy Solarmodul GmbH & Co. KG betraut. Wie schnell musste eine Lösung gefunden werden?

Volz: Die Chint Gruppe war der Retter in allerletzter Sekunde. Als ich kurz vor Weihnachten zu nächtlicher Stunde den Kaufvertrag unterschrieben habe, gab es für das Unternehmen keine weiteren Optionen mehr. Ein paar Stunden später hätte der Insolvenzverwalter die Türen abschließen müssen.

Warum zeigte gerade Chint Interesse?

Für die Vertriebsaktivitäten der im Juli 2013 in die Insolvenz gegangenen Conergy AG war mit dem US-Investor Kawa relativ frühzeitig ein Käufer gefunden worden, der aber kein Interesse an der Modulfabrik in Frankfurt/Oder hatte. Die Conergy Solarmodul GmbH musste deshalb zusammen mit dem Insolvenzverwalter eigenständig einen Investor suchen. Ein Ansprechpartner war die Chint Gruppe, die über ihre Tochtergesellschaft Astronergy bereits über viele Jahre geschäftlich mit Conergy verbunden war. Als Conergy 2011 erstmals in die Krise geriet, hätte man gerne einen Investor für das Gesamtunternehmen gehabt. Das wollte Astronergy damals nicht. In der Insolvenzsituation hat sich die Chint Gruppe dann entschlossen, im Rahmen eines Asset Deals die Mitarbeiter, Anlagen und auf Mietbasis die Gebäude der Conergy Solarmodul GmbH zu übernehmen.

Wie ist Chint im Markt positioniert und welche Rolle spielt dabei die neue Deutschland-Tochter?

Die Chint Gruppe ist in China bei einem Marktanteil von etwa 30% mit Abstand Marktführer im sogenannten Low-Voltage-Geschäft mit Lichtschaltern, Sicherungen und Steckdosen etc. Am Gesamtumsatz in Höhe von 4,5 Mrd. EUR 2013 hatte das weltweit ausgerichtete Solargeschäft einen Anteil von etwa 10-15%. Es ist aber eine der Key-Aktivitäten, die ausgebaut werden soll. Chint produziert einerseits Solarmodule und Solarzellen, wobei die Fertigungskapazität ohne das Werk in Deutschland bei ca. 1 GW liegt. Andererseits entwickelt Chint eigene Photovoltaikprojekte vor allem in China, aber auch weltweit.

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