Wissen und Vertrauen

Aus E-Mag M&A China/Deutschland 01/2014

Die Übernahme des Hausgerätezulieferers Aweco durch den Konkurrenten Sanhua zeigt: Deutsche Eigentümer und Manager brauchen viel Geduld, wenn sie ihr Unternehmen an einen Investor aus China verkaufen wollen.

Die Gemeinde Neukirch am Bodensee mit ihren rund 2.600 Einwohnern ist nicht nur Inbegriff von Idylle, sondern auch Schauplatz eines erfolgreichen deutsch-chinesischen M&A-Projekts. Der 1960 am Ort gegründete Hausgerätezulieferer Aweco gehört seit 2013 zum Konzern Sanhua. Die Übernahme durch die Chinesen war auch eine Rettung aus der Krise. Jetzt florieren die Geschäfte wieder, über 950 Mitarbeiter erwirtschaften 100 Mio. EUR Jahresumsatz. Die Produktion allerdings wurde komplett aus Deutschland wegverlagert, aber nicht nach China, sondern nach Polen.

Immer mehr Übernahmen

Die Chinesen gingen bei der Übernahme Schritt für Schritt vor, fast schon zögerlich, was für die deutsche Seite nicht immer einfach war. Der Fall zeigt daher beispielhaft, welche Hürden es bei deutsch-chinesischen Fusionen und Übernahmen zu nehmen gilt und worauf sich Unternehmer und Manager dabei einstellen müssen. Immer mehr deutsche Mittelständler stehen nämlich vor der Herausforderung eines M&A-Projekts mit Investoren aus China auf der Käuferseite. Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY haben chinesische Unternehmen 2013 in 25 Fällen deutsche Unternehmen übernommen, während es im Jahr 2008 nur acht Transaktionen dieser Art gab. Vor allem mittelständische Industrieunternehmen wie Aweco stehen im Fokus der Investoren aus Fernost.

Produktion bei Aweco: Sie passt zum Portfolio des Klimaanlagenspezialisten Sanhua.
Produktion bei Aweco: Sie passt zum Portfolio des Klimaanlagenspezialisten Sanhua.

Geschäftsführer der deutschen Sanhua-Tochter sind seit dem Besitzerwechsel Gerhard Teschl und Günter Kamissek. Beide kennen die lange Geschichte von den Anfängen der Zusammenarbeit bis zur kompletten Übernahme von Aweco. Kamissek hatte den Einblick auf deutscher Seite als Aweco-Geschäftsführer, während Teschl auf Seite der Chinesen das Projekt zum Kauf des süddeutschen Hausgerätezulieferers leitete. Der deutschsprachige Manager Teschl spielte eine wichtige Rolle als Transmitter zwischen beiden Seiten. Bei Sanhua gab es damals noch keine Erfahrungen mit internationalen M&A-Projekten, ein Team musste erst aufgebaut werden. Dem ursprünglich als Vertriebschef eingestellten Teschl wurde daher kurzerhand die organisatorische Verantwortung für die Übernahme übertragen.

Perfekte Symbiose

In das Beuteschema des Klimaanlagespezialisten Sanhua aus der Küstenprovinz Zhejiang passt Aweco mit seiner eng verwandten Produktion hervorragend. Das deutsche Unternehmen fertigt Komponenten für Spül-, Wasch- oder Kaffeemaschinen großer Markenhersteller, seine Bauteile pumpen, dosieren, reinigen und heizen das Wasser für die elektrischen Helferlein, die in privaten Haushalten und in der Profi-Gastronomie auf der ganzen Welt zum Einsatz kommen. Das dabei in Jahrzehnten erworbene Know-how zog die Chinesen an. Aweco hingegen suchte einen finanzstarken Partner, um langfristig zu überleben.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch