„Ziel ist es, einen neuen Wirtschaftsmotor zu schaffen“

Südchina im Fokus: Huang Jianbo, Direktor des Wirtschaftsbüros der Provinz Guangdong in Europa, präsentiert das Greater-Bay-Area-Konzept. 聚焦中国南方:广东省驻欧洲(慕尼黑)经贸办办事处主任黄剑波先生就”粤港澳大湾区“发言。

Die stärkste und dynamischste Provinz Chinas lädt ins Münchner Haus der Bayerischen Wirtschaft zum Neujahrsempfang: Guangdong – die Region, in der die Reform- und Öffnungspolitik erstmals in die Praxis umgesetzt wurde. Die jüngsten Pläne der chinesischen Regierung gehen jetzt einen entscheidenden Schritt weiter: Im Perlflussdelta entsteht gerade rund um die Metropolen Guangzhou, Shenzhen, Foshan und Zhuhai in Kooperation mit den Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau ein integrierter Wirtschaftsraum – die Greater Bay Area. Auf der vom Wirtschaftsbüro der Provinz Guangdong erstmals am 30. Januar organisierten Veranstaltung präsentierte dessen Direktor HUANG Jianbo Einblick in die Konzeption für das Städtecluster im Süden Chinas.

Von der Werkbank der Welt zur Drehscheibe für Hightech, Dienstleistung und Innovation. Das ist die Vorgabe für die 11 Städte im Perlflussdelta. Von dort nahm vor vier Jahrzehnten auch der Aufstieg des Reichs der Mitte zur Wirtschaftssupermacht seinen Anfang. In dem ehemaligen Fischerdorf Shenzhen entstand 1980 die erste Wirtschaftssonderzone. Doch das damals eingeführte Modell der einfachen Auftragsfertigung für namhafte westliche Hersteller ist längst überholt. Zu hoch ist inzwischen das Lohnniveau in China – zu hoch auch die Ansprüche der jüngeren Generation, die gut ausgebildet nach anspruchsvolleren Jobs sucht.

Upgrade im Süden

Die chinesische Wirtschaft macht sich an ein Upgrade. In einem sich immer weiter intergrierenden Wirtschaftsraum wie der Greater Bay Area sind die Voraussetzungen vorhanden: eine mächtige Produktionsbasis, innovative Unternehmen vom Start-up NIO bis zum Weltkonzern Huawei, Börsen und Finanzdienstleister, Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie eine ein Markt von 68 Millionen Einwohnern. „Ziel ist es, einen neuen Wirtschaftsmotor zu schaffen“, sagt Huang Jianbo.

Hohe Ziele

Die Ziele sind ambitioniert: Die Greater Bay Area soll es an Wirtschaftsleistung künftig mit vergleichbaren Küstenmetropolregionen wie dem Großraum Tokyo oder Greater New York aufnehmen. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 1,4 Bio. USD ist man der Region rund um die japanische Hauptstadt (1,8 Bio. USD) und dem Big Apple (1,6 Bio. USD) bereits dicht auf den Fersen. Im Bereich der Innovation ist die viel kleinere Bay Area bei San Francisco das große Vorbild. Hier wächst den Amerikanern insbesondere mit Shenzhen, dem „Silicon Valley Chinas“, ein harter Konkurrent heran.

Langjährige Beziehungen

Auf dem Neujahrsempfang kamen über das brandaktuelle Thema Greater Bay Area hinaus aber auch die traditionell guten Beziehungen zwischen der Provinz Guangdong mit ihren 110 Millionen Einwohnern und dem Freistaat Bayern zur Sprache. Diese lassen sich bis in die siebziger Jahre und auf den Besuch des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß in Peking zurückführen, wie Dr. Markus Eder, Leitendender Ministerialrat im bayerischen Wirtschaftsministerium betonte. Längst haben die beiden Regionen eine Partnerschaft begründet, ebenso wie zahlreiche bayerische und kantonesische Städte untereinander. Angesichts der aktuellen protektionistischen Tendenzen und der Anti-Globalisierungswelle, die gerade auch aus den USA nach Europa herüberzuschwappen droht, betont der Vertreter des Freistaats die Bedeutung offener Märkte für ein gemeinschaftliches Wirtschaftswachstum. „Nur wenn die Offenheit in beiden Märkten und in beiden Richtungen herrscht, kann die Win-win-Situation entstehen, nach der wir alle streben“, so Eder.

China hält an Öffnung fest

Die Wichtigkeit des ungehinderten globalen Austausches von Wirtschaftsgütern betonte auch MAO Jingqiu, Generalkonsulin der Volksrepublik China in München. Sie verwies auf die enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern. China ist für Deutschland mittlerweile der bedeutendste Handelspartner weltweit, umgekehrt ist die Bundesrepublik für die chinesische Außenwirtschaft das wichtigste Land in Europa. Im zukunftsweisenden Hightech-Bereich sieht Mao zahlreiche Anknüpfungspunkte zwischen dem Entwicklungsplan „Made in China 2025“ und dem deutschen Automatisierungskonzept „Industrie 4.0“. Die Generalkonsulin stellt dabei die Entschlossenheit ihres Landes heraus, die Märkte weiter zu öffnen. „China wird seine Öffnungspolitik entschieden fortsetzen und erweitern“, erklärt Mao. „Guangdong wird dabei vorangehen.“

Bunter Rahmen

Eingerahmt wurde der Neujahrsempfang der Provinz Guangdong von einer Verlosung mit hochwertigen Preisen und einem bunten Unterhaltungsprogramm. Vom traditionellen chinesischen Löwentanz über die Vorführung eines Illusionisten bis hin zu Musikeinlagen gemischt deutsch-chinesischer Bands wurde ein bunter Strauß an Darbietungen präsentiert. Den Abschluss fand die Veranstaltung bei einem reichhaltigen Buffet und anregendem Austausch in offener Atmosphäre.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Vereinfachtes Chinesisch